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Matt Wallace, leider nicht beim Ryder Cup dabei.

Matt Wallace, der Ryder Cup muss noch warten

Der traurige Held 

Mel Gib­son liegt auf der Streck­bank. Das Gesicht vor Schmer­zen ver­zerrt, schreit er am Ende nicht die von sei­nen Pei­ni­gern erhoff­ten Wor­te „Erbar­men“, son­dern: „Freeeei­heiiii­it“. Er stirbt als Held nach lan­gem Kampf für die Unab­hän­gig­keit Schott­lands. Wil­liam Wal­lace ist sein Name im Film, schot­ti­scher Frei­heits­kämp­fer und ver­ehr­ter Held im Mut­ter­land des Golf­sports. Und daher kommt auch der Bezug mei­ner Geschich­te. Es ist der Name, den ich mir zu Eigen mache – Wal­lace. Ok, Matt Wal­lace ist Eng­län­der, aber ein biss­chen erin­nert mich sei­ne Sto­ry eben an Bra­ve­he­art und den lei­den­den Namens­vet­ter William.

Der Gol­fer Matt Wal­lace war vor zwei Jah­ren nur größ­ten Gol­f­in­si­dern bekannt. 3 Tur­nie­re hat­te er auf der Alps Tour gewon­nen. Da das aber Dritt­li­ga­ni­veau ist, ist es nicht von gro­ßer Bedeu­tung. Den­noch hat­te er Ein­druck gemacht, auf Golf­ma­na­ger Chub­by Chand­ler zum Bei­spiel, der Matt zur BMW Cham­pi­on­ship als Zuschau­er nach Went­worth ein­lud. „Und nächs­tes Jahr spielst Du hier mit.“ sagt Chand­ler. „Der hat nen Vogel“ dach­te sich Wal­lace. Der Rest ist Geschich­te. In atem­be­rau­ben­der Geschwin­dig­keit spiel­te sich der 28-jäh­ri­ge aus Hil­ling­don in die Welt­spit­ze. 6 Sie­ge auf der Alps Tour 2016, Gewinn der Order of Merit und Pro­mo­ti­on für die Chall­enge Tour2017. Auch dort hielt sich Matt nicht lan­ge auf, gewann er doch mit dem Por­tu­gal Mas­ters zu dem er ein­ge­la­den wur­de, gleich ein Euro­pean Tour Event. Damit hat­te er gleich die Kar­te für Liga 1 in Euro­pa im Sack und in die­sem Tem­po ging es mun­ter wei­ter. 2018 gewann Matt Wal­lace 3 Titel auf der Euro­pean Tour. Sieg bei der Hero Indi­an Open im Ste­chen gegen Andrew „Beef“ John­s­ton, Sieg in Köln bei den BMW Inter­na­tio­nal Open und zuletzt bei der Made in Denmark.

Opfer der Routine 

Gera­de sei­ne Gala­vor­stel­lung im Sil­ke­borg Ry Golf­klub mach­te ihn für vie­le Golf­f­ans (auch für mich) zu einem „must pick“ für das Ryder Cup Team um Kapi­tän Tho­mas Bjørn. Wie schon im Ste­chen gegen „Beef“ in Indi­en, bewies Matt unglaub­lich star­ke Ner­ven und setz­te sich gegen gleich drei Lands­leu­te durch. Einer davon war Lee West­wood, sei­nes Zei­chens Vize­ka­pi­tän von Bjørn, der sich qua­si live vom Talent des Matt Wal­lace über­zeu­gen konn­te. „Ich woll­te ein Zei­chen set­zen“ so Wal­lace. Gebracht hat es, wie wir nun wis­sen lei­der gar nichts.

Denn anstatt den wohl „hei­ßes­ten“ euro­päi­schem Spie­ler eine Chan­ce zu geben, ent­schied sich Tho­mas Bjørn bei sei­nen 4 Picks mit Ian Poul­ter, Hen­rik Sten­son, Ser­gio Gar­cia und Paul Casey für die Erfah­rung. Dass ein Ian Poul­ter mit nach Paris gehört, ist für mich klar. Auch Hen­rik Sten­son ist im Duo mit Jus­tin Rose sicher nicht zu ver­ach­ten. Doch genau wie bei Gar­cia und Casey, zeigt auch beim Schwe­den die Form­kur­ve zur­zeit eher nach unten. Da hät­te also ein Heiß­sporn wie Matt Wal­lace, der momen­tan das bes­te Golf sei­nes Lebens spielt, sicher nicht gescha­det. Roo­kie hin, oder her.

Es ist scha­de um Matt Wal­lace, ich hät­te ihn ger­ne im Duell gegen Bry­son DeCham­beau in Paris gese­hen. Ich hof­fe, dass sein tol­ler Kampf sich wie bei Wil­liam Wal­lace im Film, am Ende auch für ihn irgend­wann loh­nen wird. Da er erst 28 Len­ze zählt, ist der Traum Euro­pa beim Ryder Cup zu reprä­sen­tie­ren, bei wei­tem noch nicht aus­ge­träumt. Also Kopf hoch, nicht run­ter, Braveheart!

 

PS: Im Video oben gibt es übri­gens eines mei­ner per­sön­li­chen High­lights des Jah­res zu sehen. Das Ass von Matt oder wie ihn die Ame­ri­ka­ner auch ger­ne nen­nen “Mike” Wal­lace bei der PGA Cham­pi­on­ship 2018. Wei­te­re High­lights von Matt gibt es von sei­nem Sieg bei der Made in Den­mark in der Video/Tour Sec­tion. Da sag mir mal einer, den Jun­gen hät­ten wir nicht brau­chen kön­nen in Paris.