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Justin Rose ist zurück als Nummer Eins der Welt

Puttarie bei der Turkish Airlines Open — Rose wieder Nr. 1

Ich bin nicht allein 

Habe mir gera­de das Fina­le von der Tur­ki­sh Air­lines Open ange­se­hen und bin auf der einen Sei­te fas­sungs­los, auf der ande­ren aber glück­lich. Denn dank Hao­tong Li und Jus­tin Rose weiß ich nun wie­der, dass ich mit dem Pro­blem den Ball in das ver­damm­te Loch zu schie­ben, nicht allei­ne daste­he. Die Put­te­rei ist bei mir seit Jah­ren eine Kata­stro­phe. An guten Tagen kommt der 3‑Putt nur ein paar Mal um die Ecke, an schlech­ten mit sen­sa­tio­nel­ler Rou­ti­ne. Es nervt, wenn man von Tee to Green gute Schlä­ge macht, sich den Score aber auf dem Grün ver­sem­melt. In dem sen­sa­tio­nel­len Buch „A Cour­se Cal­led Ire­land“ mei­nes lie­ben Kol­le­gen Tom Coy­ne wird das 3‑Putt-Par als „sad­dest feat in golf“ bezeich­net. Das unter­schrei­be ich sofort, denn nichts nervt mehr, als das Grün eines Par 5 nach nur zwei Schlä­gen wie ein Held zu betre­ten, um es wenig spä­ter wie ein Voll­trot­tel mit einer 5 wie­der zu ver­las­sen. Doch was jam­me­re ich als Ama­teur da her­um, ich muss ja schließ­lich mit der Put­te­rei kei­ne Koh­len ver­die­nen. Ganz im Gegen­satz zu den gestan­den Her­ren Li und Rose. Und wer sich dann ansieht, wie die bei­den auf den letz­ten 2 Bah­nen bei der Tur­ki­sh Air­lines Open mit dem Put­ter in der Hand her­um­ge­gurkt sind, der soll­te wie ich Selbst­ver­trau­en tanken.

Puttgemurmel 

Die Sto­ry des hoch­do­tier­ten Tur­niers in der Tür­kei ist schnell erzählt. Jus­tin Rose will sei­nen Platz an der Spit­ze der Welt­rang­lis­te wie­der­ha­ben. Bis auf Hao­tong Li kommt ihm dabei im Regnum Carya Golf & Spa Resort auch nie­mand in die Que­re. Doch gera­de als Rosey den Chi­ne­sen etwas auf Distanz hal­ten kann, ant­wor­tet die­ser mit einem „Ham­mer-Eagle“ auf Bahn 15 (Par 5). Das lan­ge Eisen von Li ist ein Traum­schlag und endet am Stock.

Li macht den Putt zur 3 und zieht mit dem ver­dutz­ten Eng­län­der bei 18 unter Par gleich.
Es ist hoch­klas­sig, span­nend und dann beginnt die Put­te­rei. Weder Rose noch Li kön­nen das Tur­nier auf der 18 mit einem Par zu ihren Guns­ten ent­schei­den. Bei­de schei­tern kläg­lich aus einer Distanz, die ein Pro zum Sieg ein­fach mal lochen soll­te. Doch es kommt noch dicker. Jus­tin Rose flat­tert auf dem Weg zur Num­mer Eins der Welt eh schon die Hose. Ein Tur­nier im Ste­chen zu ent­schei­den ist irgend­wie nicht sein Ding. 2 Sie­ge und 4 Nie­der­la­gen lau­tet Rosey’s Play­off-Bilanz, die Nie­der­la­ge gegen Ser­gio Gar­cia beim Mas­ters 2017 mit ein­ge­rech­net. Doch manch­mal muss man selbst gar nichts machen um zu gewin­nen. Vor allem wenn der Geg­ner wie aus dem Nichts wie ein Kar­ten­haus in sich zusam­men­fällt. Am ers­ten Extra­loch ver­schlägt es Rose und Li erneut auf die 18, und die­ses mal wol­len es bei­de bes­ser machen. Zwei tol­le Schlä­ge ins Grün wer­den von den Fans artig beklatscht. Hao­tong Li liegt einen Ticken näher dran, der Vor­teil ist beim ihm. Die­ser wird sogar noch grö­ßer als Rose aus erneut mach­ba­rer Distanz zum Bir­die vergibt.

Ne lass mal, nimm Du den Sieg 

Hao­tong Li tren­nen nun 4 Meter und ein Putt vom Sieg. Es ist ein ein­fa­cher Putt, sind sich die eng­li­schen Kom­men­ta­to­ren einig. 1,4 Mil­li­ar­den Chi­ne­sen vor den Bild­schir­men hal­ten den Atem an, gleich ist es soweit. Doch ihr Lands­mann hat anschei­nend ande­re Plä­ne. Im Sti­le von Dus­tin John­son bei den US Open 2015 kloppt Li den Ball deut­lich am Loch vor­bei. Und damit die Zuschau­er auch rich­tig geplät­tet sind, lässt er auch den nächs­ten Ver­such aus. Das Tur­nier ist vor­bei, hier ist sie, die abso­lu­te Antiklimax.
Jus­tin Rose schüt­telt ungläu­big den Kopf, und erwähnt ganz der Sports­mann der er ist, erst ein­mal den Kon­tra­hen­ten in sei­nem ers­ten Inter­view. „Ich füh­le mit Hao­tong, es ist scha­de, dass das Tur­nier so endet.“ Sei­ne Fas­sung fin­det Rosey ob der erneu­ten Spit­zen­po­si­ti­on in der Welt­rang­lis­te aller­dings schnell wie­der. „Das fühlt sich sogar noch süßer an als beim ers­ten Mal. Ich glau­be weil ich mir die Posi­ti­on ja jetzt zurück­ho­len muss­te.“ grinst Rose dann doch noch. Und es sei ihm nach die­ser tol­len Sai­son auch wirk­lich vergönnt.

Da Hao­tong Li eine echt coo­le Socke ist, mache ich mir um ihn nach sei­nem Lap­sus über­haupt kei­ne Sor­gen. Ich dan­ke ihm und Jus­tin Rose viel­mehr für ihre „Putt­küns­te“ die mir zei­gen, dass es sogar die bes­ten Spie­lern der Welt auf den Grüns erwi­schen kann. Und so ist eigent­lich klar was jetzt noch kom­men muss. Das gute, alte, total abge­dro­sche­ne, aber pas­sen­de Sprichwort:

 

Dri­ve is show, putt for dough

 

Das erklärt auch war­um die Her­ren Rose und Li wäh­rend der Tur­ki­sh Air­lines Open mas­siv ver­sucht haben, das Put­ten zu vermeiden.

PS: Ich freue mich an die­ser Stel­le etwas posi­ti­ves von Mar­tin Kay­mer berich­ten zu kön­nen. Der geteil­te fünf­te Platz in der Tür­kei ist ein Aus­ru­fe­zei­chen, bit­te mehr davon.